LIBRETTO 6 /

Albino Pierro

Curtelle a lu sóue / Messer in der Sonne

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Albino Pierro,
Curtelle a lu sóue     Messer in der Sonne
Libretto no 6

 

 

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Albino Pierro,
Curtelle a lu sóue     Messer in der Sonne
Libretto no 6
Tursitanisch - Deutsch - Italienisch
Neununddreißig Gedichte auf weißem, dünnen Papier, zusammen mit kleinen Zeichnungen der Risse aus dem getrockneten Tonboden Lukaniens.
In der Mitte des Buches, auf Lukanischen Papier 52 Seiten analog reduzierte Fotografien von Clemens-Tobias Lange.
Dazu Aufzeichnungen von dem lukanischen Dichter Domenico Brancale und ein Nachwort des Übersetzers Tobias Eisermann.
Maße 13,3 x 21,4 cm
Hamburg 2003

> mehr über das Buch

Auflage der Ed de tête: 250 numerierte Exemplare
ausserdem 4 numerierte und signierte » Multiple* « Exemplare

   
212 Seiten / 96,- bestellen
     

> Taschenbuchausgabe
Albino Pierro, 160 Seiten,
12,-

Taschenbuch
  *Die als "Multiple" bezeichnete und numerierte Exemplare der Ed. de tête haben Originalskizzen Clemens-Tobias Langes auf den Bildseiten mit den Fotografien . ( 550,-)
 
Albino Pierro

Pierro – Messer in der Sonne

 

 

Albino Pierro
Die Böden sind aus „argilla“, aus Lehm.
Wenn es trocken ist, sind sie hart und spröde, aber weich für die Augen. Wenn es regnet, regnet es so stark, daß man nicht hört, wie der ganze Boden, während er sich vollsaugt, ein Konzert von sich gibt, das wir Menschen nur hören, wenn wir das Ohr ganz daran legen – und aus dem die Insekten, die dort hausen, bestimmt die Zukunft lesen können. Wenn es länger regnet wird es glitschig, für die Füße und für die Reifen und manchmal auch für die Häuser, die dann die „calanchi“, so werden die Schluchten genannt, herunterrutschen. Deshalb wurden auch manche Dörfer verlassen. Andere einfach weil die Straßen zu eng für die Liefer-wagen sind – jene werden dann ein Stück weit unterhalb neu gebaut.
Dort kommt Albino Pierro her, aus Lukanien, Basilikata, einer der am dünnsten besiedelten Landschaften Italiens im „Meridione“ im Süden. Pierro schreibt auf Tursi-tanisch, das ist der Dialekt seines Heimatortes Tursi – mit arabischen Einflüssen und griechischem Substrat, so wie die „calanchi“ Einschlüsse aus Muscheln der Urzeit haben. Wenn man genau hinschaut bestehen sie aus diesen Muscheln.
Was für mich sehr auffällig war dort, daß es bis zum Horizont Landschaften ohne Häuser gibt – in Italien mit seinen Kulturlandschaften unvorstellbar – und wenn Häuser, dann als Dorf auf einer Bergspitze. Ob in Sizilien oder in Südtirol, bislang hatte ich keine Gegend außer den Naturschutzparks gesehen, die nicht ganz von der Kultur der Menschen durchdrungen ist, mit Eigentums-vorbehalt für jeden Früchte tragenden Baum (in Sizilien trägt der dann auch eine Plastikflasche). Zusammen mit Tobias Eisermann, dem Übersetzer, und dem jungen Dichter Domenico Brancale, reiste ich eine Woche lang durch die Gegend. Nach Aliano, wohin Carlo Levi zur Zeit Mussolinis hin verbannt wurde, nach Matera, der in Tuffstein gebauten Stadt, die direkt aus den „Unsicht-baren Städten“ Calvinos entsprungen sein könnte, und immer wieder nach Tursi, den Ort Pierros, (so steht es schon auf allen Ortsschildern), der von den Zeiten in drei geteilt wurde. Das mittelalterliche Dorf, die „Rabatana“ ganz verlassen, mit Ausnahme von zwei drei erhaltenen Häusern oben auf der Bergspitze. Darunter am Hang das Dorf, in dem sich nur zur Mittagszeit und nachts kaum etwas bewegt, und das neue Tursi, mit seinen Beton-brücken und Plätzen, den neuen Siedlungen und geraden Straßen.
Albino Pierro lebte bis vor 7 Jahren.
Die Landschaft Lukaniens, die voller Ölbäume steht und im Sommer nach Paprika und Tomaten duftet hat seine Dichtung geprägt. Pierro ist einer der großen Dichter des 20. Jahrhunderts in Italien. In die großen Sprachen Europas wurden seine Arbeiten bereits übertragen – in fast alle, denn in diesem Künstlerbuch erscheint die erste Übersetzung ins Deutsche. So können wir von Glück sprechen, daß er nicht den Literaturnobelpreis erhalten hat, für den er mehrmals im Gespräch war.Domenico Brancale hat Pierros Dichtungen schon in einigen Peformances in Deutschland gezeigt, zusammen mit Tobias Eisermann, dem Übersetzer.
Durch die Kraft der Sprache Brancales, der aus Lukanien kommt, wird Pierros Sprache wirklich und auch für uns tastbar. Wir hoffen im Jahr 2003, wenn eine kleine Libretto-Ausgabe erscheint, Sie zu einer Performance in Hamburg, Berlin oder München einladen zu können.

 

Albino Pierro

 

 

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