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Die Geschichte des Fräulein Ren
Shen Jíjì

 

Shen Jiji, Die Geschichte des Fräulein Ren

Shen Jiji, Die Geschichte des Fräulein Ren
 
 

Shen Jiji
Die Geschichte des Fräulein Ren
(The story of miss Ren)

in Chinese and German language. A Chinese witch-fox tale from the Tang period, (618 - 907 AD.), with 24 original prints by Clemens-Tobias Lange. 112 pages. Japanese Kashu paper.
Soft,flexible binding in red-turquoise silk in elegant slipcase. Spine in ebony.
Total edition of 123 numbered and signed copies
Fifteen copies (No 1 - No 15) «ed de tête» with 4 signed extra prints on indigodyed ganpi (konzome) paper.
and 100 copies regular edition, and VIII copies e.a.

regular edition : 114 p. / € 700,-
special edition no 1 - no 15 : 114 p. / € 1.000,-

 

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Shen Jiji
Die Geschichte des Fräulein Ren

Eine Geschichte der Verwandlungen mit 24 Bildern.
Text Chinesisch und Deutsch, zweifarbig gedruckt auf Japanisches Kashu Papier.
Flexibler Einband in rot-türkis-changierende Taftseide mit Ebenholzrücken. Schuber. Einband: Burkhardt Zwang.
Auflage: 115 + VIII Exemplare.

Normalausgabe : 114 p. / € 700,-
Ed. de tête (die Nummern 1-15) mit 4 Extradrucken auf dunkles japanisches Ganpi Papier € 1.000 ,-

Ausgezeichnet unter den 50 schönsten dt. Büchern,
Bronzemedaille "Schönste Bücher aus aller Welt"

Sind Sie neugierig?
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Shen Jiji Die Geschichte des Fräulein Ren
Eine Geschichte der Verwandlungen mit 24 Bildern
Text in Chinesisch und Deutsch

Die Geschichte des Fräulein Ren gilt als das Kabinettstück der chinesischen Fuchsgeistergeschichten. Es war eine der ersten Fuchsgeistergeschichten die ich las, und schließlich diejenige, die sich mir im letzten Moment aufgedrängte, nachdem ich schon längst eine moderne japanische ausgesucht hatte – nach monatelangen Studien von Fuchsgeschichten, Fabeln, Fuchsgeisterglauben und religiösen Praktiken in China und Japan – Studien von Welten, die Spiegelungen des Raum- und Zeitbegriffes der Menschen des extremen Orients sind.
Der Fuchsgeisterglauben hat seine Ursprünge in Zentralasien, dem Reich aus dem die Schamanen kommen, und ist in unzählige Facetten, wie durch ein Mycel, im gesamten fernen Osten, man kann sagen sogar über die ganze Erde, verbreitet. In Japan wurde der Fuchs schon früher als ein Abgesandter der Fruchtbarkeitsgöttin Inari begriffen. In einer Heldensage erscheint ein wei§er Fuchs, der dem Kaiser Sanjo das Schwert schmiedet, mit dem er die Koreaner auf der Insel Kyushu besiegen kann. Und da Fruchtbarkeit sowohl mit Fortpflanzung der Menschen, als auch mit der Reispflanzung verbunden ist, und der Reis in Japan die Einheit des Reichtums war, konnte der Fuchs zum Boten oder Symbol des Reichtums schlechthin werden.
Fuchsheiligtümer gibt es überall in Japan. Dorthin werden den Füchsen ihre Lieblings-Leckerbissen, gebackenes Toufu oder roter Reis, gebracht, oder Geld - aber nicht, ohne ein adäquates Gegengeschenk zu erwarten, ein prosperes Jahr mit gutem Verdienst zum Beispiel. Ebenso wie Reichtum schön und gefährlich ist, sind es auch die Füchse. Wer den Füchsen keine Geschenke macht, oder gar einen tötet oder beim Mittagsschlaf stört, muß mit Angst vor Krankheiten leben und mit Todesfällen oder sonstigem Unglück in der Familie. Gefährlich sind die ”Fuchsbesitzerfamilien": Familien, die einen Pakt mit den Füchsen eingegangen sind. Man sagt, wer einer trächtigen Fähe Gutes zu fressen gibt, und sich besonders an den Tagen des Wurfes um sie kümmert, wird mit einem unwiderruflichen Pakt belohnt, wenn die Füchsin eine Woche nach der Geburt das fünftgeborene ihrer Kleinen vorbeibringt und ihm einen Namen geben läßt. Füchse werden zum Beschützer dieser Familie. Und weil sie die Eigenschaft haben, die nähere Zukunft zu kennen und alles, was im Umkreis von 50 Meilen geschieht, verwundert es nicht, daß sie zu Reichtum verhelfen können. Wen erstaunt es, daß immer diejenigen Familien, die neu zu einer Dorfgemeinschaft gekommen und schnell reich geworden waren, als Fuchsbesizerfamilien gezeichnet wurden. So konnten sie einfach wieder ausgeschlossen, arm gemacht werden. Das sind die ”Schwarzen Familien", die in einigen Provinzen 10% der Bevölkerung ausmachten, deren Söhne und Töchter nie die Chance haben, in eine normale Familie zu heiraten. Und falls eine Bindung entdeckt wird, können sie sich auch heute noch aufs einfachste scheiden lassen. Füchse können aber auch in Menschen schlüpfen und sie besessen machen, um durch den Mund des Besessenen zu sprechen und so Geschenke zu erhalten, zu denen sie als Füchse nie kommen könnten, oder um für den Fuchsbesitzer eine Person zu ruinieren.

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Eine Fuchsbesessene kommt auch im Genji Monogatari, dem ersten und wichtigsten Roman der japanischen Literatur im 10. Jahrhundert vor. Und bis ins heutige Jahrhundert gibt es Fälle, in denen unglückliche Hausfrauen, vom Ehemann geschlagen, vernachlässigt, behaupten, vom Fuchs besessen zu sein und einen Asketen oder Psychiater aufsuchen. Damit können sie von ihrer Umgebung mehr Beachtung und Zuwendungen fordern, eventuell sogar einen Schrein, denn sie gehören jetzt zwar nicht mehr in die Gesellschaft, aber haben Macht.
Aber nicht nur extremer Reichtum und Besessenheit sind die Attribute, einen Menschen als Fuchs auszugliedern. Ein Mädchen von außergewöhnlicher Schönheit, kann für die Chinesen und Japaner, wenn sie klug, offen und humorvoll ist, eigentlich nur ein verwandelter Fuchsgeist sein, der den jungen Männern ihre Lebenskraft nehmen will, um sich selbst zu vervollkommnen. In einer alten chinesischen Aufzeichnung heißt es, daß Füchse sich im Alter von fünfzig Jahren in eine Frau verwandeln kšnnen, im Alter von hundert in ein bezauberndes Mädchen, und wenn sie bis zu ihrem tausendstem Jahre nicht von einem Hund oder einem Priester entlarvt wurden, können sie sich als ein weiser Taoist verkleiden und sogar zu Beratern von Kaisern werden.
Nur die Weisesten können ihn dann noch entdecken, um ihn dann zu töten, denn der Fuchs gilt seit dem Mittelalter, wo die Wahrsager als Ratgeber der Kaiser von den "Positivisten" abgelšst wurden, immer als negativ. Und wenn ein Japaner oder Chinese gut darüber spricht, ist es doch nur, damit er nicht bestraft wird, sagen einige Japaner. Die Kamoufflage des Fuchsgeistes in ein bildhübsches, kluges Mädchen, mit einer zweideutigen Freundlichkeit, hat die Phantasie der Geschichtenerzþhler seit dem frühen Mittelalter (etwa um 750 n. C. ), am meisten beflügelt. Während die moderne chinesische Literatur die Tendenz hat, die Geschichten schwächlich rosa an unsere Zeit anzupassen oder im Stil der Kulturrevolution als völlig überholt beiseite zu schieben, gibt es in Japan Versuche, das Thema mit literarischer Qualität und heutigem Zeitgeist zu bearbeiten. Die Geschichte, Die kurze Nacht, von Uchida Hyakken, in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts geschrieben, hatte ich als moderne Geschichte ausgesucht und wollte sie als Erstübersetzung herausgeben. Es ist eine gruselige Geschichte, die eine gewisse Kenntnis des Fuchsgeisterglaubens voraussetzt. Außerdem ist sie in einem so schönen Japanisch geschrieben, das wirklich nicht zu übersetzen ist. Einen Monat lang habe ich also kapitelweise über Fuchsgeschichten geschrieben. Das Thema wurde dadurch nur immer interressanter: Nicht nur die eigenen Texte, noch zu hermetisch und unreif, hätten mehrere Pressendrucke füllen können: das dadurch gewachsene Interesse, die japanischen Fuchsgeschichten mit dem europäischen "Roman de Renard" zu vergleichen oder anderen Geschichten aus Vorderasien, ließ mich ein Buch mit zwei, dann drei, dann fünf und sieben verschiedenen Texten planen. Es wurde so viel Material, daß ich wieder auf den Anfang gestoßen wurde, auf die Geschichte des Fräulein Ren, eine der wenigen, in der es ein glückliches Zusammentreffen zwischen Fuchs und Mensch gibt.

Clemens-Tobias Lange

 

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